Tief reichendes Expertenwissen prägte den Vortragsabend, denn selten sind so viele Fakten, einschlägige Namen und wissenschaftlich belegte Aussagen zu hören. Der Theologe und Religionspublizist Dr. Matthias Pöhlmann sprach über das Thema „ Allianz des Misstrauens. Verschwörungsglaube und Antisemitismus in den Medien“. Gemeint waren dabei nicht die öffentlich rechtlichen Medien, sondern hauptsächlich Internetmedien, Privatsender und andere Publikationen. Zu der Veranstaltung eingeladen hatte der Freundeskreis Weiden der Evangelischen Akademie Tutzing zusammen mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Volkshochschule Weiden-Neustadt. Die Kernaussage des Vortrags lautete „Verschwörungsglaube und Esoterik bilden ein Zwillingspaar“. Der Experte stellte beide Themenfelder ausführlich vor und zeigte dann auf, wie sich diese vermischen und gegenseitig verstärken. „Esoterik wirkt als Türöffner für den Verschwörungsglauben“ sagte der Experte. Bei den Verschwörungstheorien handele es sich um eine „Allianz des Misstrauens gegen alles Herkömmliche“. Es gebe keine Abgrenzung zum Antisemitismus. Und Dr. Pöhlmann sieht in dieser Allianz auch eine Bedrohung der Demokratie. Grundsätzlich infrage gestellt werden bei den Verschwörungstheorien das öffentlich-rechtliche Rundfunkwesen und die herrschende Wissenschaft. Auch das Bildungsmonopol des Staates sowie sogenannte „Eliten der Finanz- und Pharmalobby“ stehen negativ im Visier. Verschwörungstheorien unterstellen, sagt Dr. Pöhlmann, „dass die Regierenden die Bevölkerung in Angst versetzen wollen um sie leichter manipulieren zu können“. Mächtige Drahtzieher würden im Verborgenen arbeiten um die Öffentlichkeit zu täuschen. Der Verschwörungsglaube erfülle auch „ersatzreligiöse Funktionen“ und trete in Krisenzeiten besonders stark auf. Untersuchungen zeigen laut Dr. Pöhlmann, dass Anhänger der Esoterik eine „verstärkte Offenheit für Verschwörungsmythen zeigen“. Sie beriefen sich häufig auf „höhere Erkenntnisformen oder eine Erleuchtungserfahrung oder ein Überwissen“. Deshalb seien auch Diskussionen mit rationalen Argumenten nicht zu führen. Eine „rechte Esoterik“ sei netzwerkartig verbunden mit autoritären, antiwissenschaftlichen und antidemokratischen Einstellungen. Dabei würden häufig auch Feindbilder verbreitet. Mit einer langen Reihe von Einzeldokumenten präsentierte Dr. Pöhlmann dann konkrete Belege für die Verbreitung rechter Esoterik gleichzeitig mit Verschwörungstheorien. So zeigte er Bilder der Demonstration „München steht auf“, unter anderem mit einer Russland-Flagge und Plakaten gegen „zwangsfinanziertes Fernsehen“. Erwähnt wurden die Medien Kla.TV und Kanal AUF1 sowie die QAnon-Bewegung. Der „Anastasia-Mythos“, der durch Bücher von Wladimir Megre bekannt wurde, ist vorgestellt worden. Bei ihm verbindet sich die Schaffung von naturverbundenen Familienlandsitzen mit antisemitischem und antidemokratischem Gedankengut. Und Dr. Pöhlmann nannte auch zahlreiche Namen wie Peter Fitzek, Heinrich XIII. Prinz Reuß, Jan van Helsing, Erich Hambach, Jo Conrad, Eva Hermann und Ivo Sasek, die er alle dem Umfeld von rechter Esoterik, Verschwörungsglauben oder Rechtsextremismus zuordnete. Um der weiteren Verbreitung deren Gedankenguts entgegenzuwirken, empfahl Dr. Pöhlmann dringend zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung der Demokratie.