Wer dabei war bekam Lust, sich selbst auf die Reise zu machen. Schließlich kann vieles, das im 14. Jahrhundert zwischen Nürnberg und Prag entlang der Goldenen Straße entstanden ist, auch heute noch besucht werden. Rainer J. Christoph war der virtuelle Reiseführer des Vortragsabends des Freundeskreises Weiden der Evangelischen Akademie Tutzing
Seit über zwanzig Jahren beschäftigt sich Rainer J. Christoph mit der Goldenen Straße. Im 14. Jahrhundert war diese höchstwahrscheinlich die wichtigste Handelsstraße in Mitteleuropa. In seinem Vortrag „Auf der Goldenen Straße von Nürnberg nach Prag“ schilderte der Experte und vielfache Buchautor die Entstehungsgeschichte und die Ausgestaltung dieses Handelsweges. Nürnberg, Lauf an der Pegnitz, Sulzbach, Hirschau, Weiden, Bärnau, Stříbro (Mies), Plzeň (Pilsen), Beroun (Beraun), Burg Karlštejn (Karlstein)bis Prag sind nur einige der vielen bedeutenden Stationen entlang des rund 300 Kilometer langen Handelsweges. Diese und viele andere präsentierte Christoph den Zuhörern in Worten und Bildern. Zu sehen waren beispielsweise Bilder der Wenzelburg in Lauf an der Pegnitz mit dem größten Wappensaal Europas oder auch des neu renovierten Benediktinerklosters Kladrau sowie das Renaissance-Rathaus in Stříbro (Mies). Es war Kaiser Karl IV, geboren im Jahre 1316 als Wenzel, der den schon seit Jahrhunderten benutzten, und von Christoph als „Kriegsstraße“ bezeichneten Verbindungsweg, zur politischen und wirtschaftlichen Blüte verhalf. Karl IV wollte eine sichere und geschützte Verbindung zwischen Nürnberg und seinem böhmischen Stammland schaffen. Schließlich hatte er sich einmal sogar als Mönch verkleiden müssen um ohne Schaden zurück an sein heimatliches Ziel in Böhmen zu kommen. Ein Geleitschutz für die jeweiligen Streckenabschnitte wurde deshalb geschaffen. Und die Straße verlief auch weitgehend auf böhmischem Herrschaftsgebiet, denn Teile der heutigen Oberpfalz und Mittelfrankens waren von Karl IV erworben und zu Neuböhmen mit der Hauptstadt Sulzbach zusammengefasst worden. Es sollte daneben auch eine schnellere Verbindung über Nürnberg hinaus bis zum Elternhaus von Karl IV in Luxemburg geschaffen werden. Die bis heute noch erhaltenen Spuren der Goldenen Straße sind so zahlreich, dass Christoph darüber sogar ein ganzes Buch verfasst hat. Die Handelsströme von Böhmen Richtung Westen beinhalteten laut Christoph unter anderem Salz, Getreide, Seifen, Öl oder Leder. Von Nürnberg Richtung Böhmen gelangten zum Beispiel ebenfalls Getreide, Wein, Wolle und Eisenwaren. „Goldene Straße war allerdings keine Straße im heutigen Sinne, sondern Bestand aus Naturwegen“ sagte Christoph. Auch über Karl IV persönlich war im Vortrag einiges zu hören. So zum Beispiel, dass er erst in der dritten Ehe den ersehnten männlichen Erben bekommen habe und dass er auch häufig in Geldnot gewesen sei und deshalb gerne bei reichen Kaufleuten übernachtet habe. Christoph betonte auch, dass die mit der Goldenen Straße entwickelten Verbindungen nach Böhmen über auch Jahrhunderte hinweg zu spüren waren. Wesentlich beteiligt sei dabei auch das Adelsgeschlecht der Familie Lobkowitz gewesen. Das Abschlussbild des Vortrags bildete der Grenzzaun des Eisernen Vorhangs. „So etwas wollen wir nie wieder“ wünschte sich Christoph.