Weil gegenwärtig Rassismus gegen „Black People“ in den USA leider wieder wächst, wird der Blick auf die US-Gesellschaft in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg erneut aktuell. Diese Zeit wird vielfach „Harlem Renaissance“ genannt und prägte in den USA nicht nur das gesellschaftliche Leben, sondern auch Musik, Literatur, Malerei und Theater. Der Autor und Filmemacher Hellmut Schlingensiepen aus Duisburg schrieb darüber das Buch „Die Harlem Renaissance – Black Lives Matter vor 100 Jahren“. In einer gemeinsamen Veranstaltung des Freundeskreises Weiden der Evangelischen Akademie Tutzing und des Evangelischen Bildungswerks Oberpfalz stellte Schlingensiepen die Inhalte seines Buches vor und zitierte Passagen daraus. Aus historischen Gründen sprach er am Abend, so wie auch in seinem Buch, nicht von „Black People“, sondern von Schwarzen oder schwarzer Bevölkerung. Laut Schlingensiepen hat sich damals „ein schwarzes Selbstbewusstsein“ entwickelt, das unter anderem auch auf „im Ersten Weltkrieg kämpfende reine schwarze Bataillone“ zurückzuführen sei. Ein „Wir-Gefühl der schwarzen Bevölkerung“ sei entstanden, das auch „enorme Möglichkeiten für Schwarze in der Gesellschaft“ eröffnet habe. Im Zuge der Folgen der Wirtschaftskrise ab 1929 endete dann laut Schlingensiepen die Blütezeit der Harlem Renaissance. Ausführlich ging der Autor am Abend auch auf die Verbindung der Harlem Renaissance mit Dietrich Bonhoeffer ein. Der Theologe war von 1930 bis 1931 ein Jahr lang Stipendiat am Union Theological Seminary in New York City. Häufig hätte er dabei die von Schwarzen geleitete Abyssinian-Kirche und auch das „Black Harlem, die schwarze Metropole weltweit“ besucht. Bonhoeffer hätte erlebt, welche negativen Folgen die Weltwirtschaftskrise gerade für die arme schwarze Bevölkerung hatte. Generell habe es eine enge Verbindung zwischen Kirche und der Harlem Renaissance gegeben, betonte Schlingensiepen. Bonhoeffer sei auch mit den Künstlern der damaligen Zeit in Kontakt gekommen. In seinen Briefen hätte er berichtet, „wie furchtbar er die Behandlung der Schwarzen vor allem in den Südstaaten findet“, erläutert der Buchautor. Nie wieder hätte Bonhoeffer das „Völkische“, so wie in seinen frühen Ansprachen in den 20er Jahren, gelobt. „Vielmehr hat er sich in den USA entscheidend verändert und sich zu einem Theologen gewandelt, der sich auf die Seite der Schwachen stellt“, betonte Schlingensiepen.