Eine Reise in Vergangenheit und Gegenwart: Mit einem vollbesetzten Bus startete die Wählergruppe Einheitsblock Freie Wählerschaft Vilseck zu einer Rundfahrt durch den Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Mit seinen 233 Quadratkilometern ist er nicht nur einer der größten Übungsplätze Europas, sondern auch ein Ort voller Geschichten – von verlassenen Dörfern, kulturellen Zeugnissen und internationaler Militärgeschichte.
Geführt wurde die Gruppe von Franz Zeilmann, dem früheren Pressesprecher der US-Garrison Grafenwöhr. Mit viel Detailwissen und anschaulichen Anekdoten ließ er die wechselvolle Entwicklung des Platzes lebendig werden. Am 30. Juni 1910 krachte der erste Artillerieschuss – allerdings verfehlte er das Ziel um ganze 800 Meter. Weniger glimpflich verlief die Zeit von 1936 bis 1938: Über 3500 Bewohner mussten ihre Heimat verlassen. Viele von ihnen fanden in Wolfskofen und Sorghof einen Neuanfang. Nach 1945 übernahm die US-Armee und baute Grafenwöhr Schritt für Schritt zum modernen Ausbildungszentrum für US-Armee, Bundeswehr und NATO-Partner aus. Heute trainieren hier auch ukrainische Soldaten.
Die Rundfahrt führte die Teilnehmer zunächst ins Südlager „Rose Barracks“, weiter zum Bleidorn-Tower am Schwarzen Berg. Dort sorgte ein Ziegelstein mit der Gravur „ELVIS GI“ für Gesprächsstoff – ein Relikt aus der Zeit, als Elvis Presley hier 1958 und 1960 Manöver absolvierte. Ein stiller, fast mystischer Ort war die Wolfschützenkapelle, das letzte vollständig erhaltene Kulturdenkmal im Sperrgebiet. Eindrucksvoll auch der Friedhof der ehemaligen Ortschaft Haag, der im herbstlichen Kleid und mit reich verzierten Sandsteingrabmälern ein stilles Zeugnis der Vergangenheit abgibt.
Weitere Stationen reihten sich wie Perlen auf: die Housing Area Netzaberg mit ihren 800 Wohnhäusern, der 43 Meter hohe Wasserturm von 1910 mit 225 Stufen, die Kirchenruine Pappenberg – 2018 Schauplatz einer Andacht mit Weihbischof Reinhard Pappenberger – und die Ruine von Hopfenohe, einst Filmkulisse für Liselotte Pulvers „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“. Zum Schluss rundeten die Quelle „Ursprung“ und ein Besuch bei der US-Feuerwehr im Südlager Vilseck das abwechslungsreiche Programm ab.
Die Teilnehmer zeigten sich begeistert. Viele sprachen von einem Tag voller neuer Eindrücke und Erinnerungen. Der besondere Dank galt Franz Zeilmann für seine spannenden Erläuterungen. Vorsitzender Thorsten Grädler brachte es auf den Punkt: „Verborgen, aber nicht vergessen, bleibt die alte Heimat der Vorfahren – ein Stück Geschichte, das wir bewahren, erleben und an kommende Generationen weitergeben möchten.“ Das große Interesse sei für ihn Ansporn, die erfolgreiche Rundfahrt auch in Zukunft zu wiederholen.