Im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus lud ein Bündnis aus neun Gruppen, darunter die Gewerkschaft Verdi, die Israelitische Kultusgemeinde Amberg, PunK e.V. und die Deutsch-Israelische Gesellschaft Regensburg-Oberpfalz, zu einer besonderen Führung über den jüdischen Friedhof in Sulzbach-Rosenberg ein. Der ehemalige Stadtarchivar Johannes Hartmann erläuterte dabei die Geschichte der bedeutenden Gedenkstätte, deren Anfänge bis ins 17. Jahrhundert reichen.
Hartmann erinnerte daran, dass der Friedhof 1667 angelegt und 1668 mit der Beerdigung von Feustel Bloch eingeweiht wurde. Feustel Bloch und sein Sohn Moses, Gründer der ersten jüdischen Druckerei in Sulzbach, hatten 1666 von Herzog Christian August den ersten Schutzbrief zur Wiederansiedlung von Juden und ein Jahr später die Genehmigung zur Anlage des Friedhofs in der sogenannten „Erzhölle“ erhalten. Der Sulzbacher Judenfriedhof ist laut Hartmann nach dem Sulzbürger der älteste bestehende Altbayerns. Er dokumentiere unter anderem die Entwicklung vom orthodoxen zum liberalen Judentum. Fast 70 Jahre sei er auch Begräbnisstätte der Amberger Juden gewesen. 1936 fand die letzte Bestattung statt.
Die Besucher erfuhren zudem, dass der Friedhof zwei Abteilungen mit alten Grabsteinen umfasse. Links des Tores befinden sich jüngere, dahinter ältere Steine. Durch die exponierte Lage seien viele Inschriften heute jedoch stark verwittert und kaum mehr lesbar. 2024 erfolgte die Erfassung, Inventarisierung und Übersetzung der Grab-Inschriften. In Datenbanken (www.steinheim-institut.de) können diese recherchiert werden. Die nächste Veranstaltung der Aktionswochen ist am Montag, 20. Oktober, um 19 Uhr ein Vortrag von Dr. Ingo Elbe in der Sulzbacher Synagoge zum Thema „Der ,progressive‘ Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung - Antisemitismus und postkoloniale Theorie.“