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Die einzige Wahrheit

So lautet der Titel des Romans, der am Mittwoch, 12. 11., 19:00 in der Fronfeste Neunburg vorm Wald vom Literaturkreis besprochen wird. Die in Amerika vielgelesene Schriftstellerin Jodi Picoult beschreibt in ihrem Roman sehr anschaulich die heute noch streng nach alter Ordnung lebenden Amish-Gemeinschaften, bei denen eine uneheliche Geburt eines Kindes für die Mutter immense Probleme mit sich bringt. Auf den ersten Seiten erlebt der Leser mit Katie Fischer die Geburt deren Kindes und deren Verzweiflung darüber. Nach der Geburt fällt Katie in Bewusstlosigkeit; als sie erwacht, ist das Baby verschwunden. Wurden Katies Gebete erhört und hat also Gott wieder alles in Ordnung gebracht? Nein, der Säugling wird tot im Stall gefunden und die Mutter des Mordes angeklagt.Die zufällig vor Ort weilende Anwältin Ellie Hathaway nimmt sich der Sache an und sucht nach der „einzigen Wahrheit”. Rund 300 000 amishe Menschen, eine spezielle Gliederung der Mennoniten, die wegen religiöser Verfolgung in Deutschland und der Schweiz im 17./18. Jhr. nach Amerika ausgewandert sind, zählte man 2024 in den USA. Es ist eine protestantische Glaubensgemeinschaft, die sich durch eine einfache Lebensweise, durch traditionelle Kleidung und durch die Ablehnung moderner Technik auszeichnet. Ihre Sprache „Deitsch” ist eine Mischung aus Deutsch und Englisch. Amish People sind stark auf ein altherkömmliches Familienbild fokussiert; sie lehnen Gewalt und das Schwören von Eiden ab. Die Schriftstellerin Picoult verfasste mit „Die einzige Wahrheit” eine sehr emotionale, äußerst interessante und spanende Geschichte.
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„Die Erfindung des Lebens”

So ist Hanns-Josef Ortheils Roman betitelt, dem sich die Lesefreunde Neunburg vorm Wald am Mittwoch, 15.Oktober, 19:00 in der Fronfeste widmen. Der Autor, *1951, ist Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Uni Hildesheim, Pianist und Schriftsteller. Er wurde bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Thomas-Mann-Preis und seine Bücher sind in über 20 Sprachen übersetzt. „Die Erfindung des Lebens” beinhaltet viel Autobiografisches aus Ortheils Familiengeschichte. Als einziges überlebendes Kind seiner Eltern, die im II. WK und danach 4 Söhne verloren haben, wächst er in Köln auf. Die Mutter ist nach den Schicksalsschlägen stumm geworden und auch Hanns-Josef wächst zunächst stumm an ihrer Seite auf. Das Klavierspielen und ein unorthodoxer Sprachunterricht des Vaters befreit ihn ganz langsam aus seiner Sprachlosigkeit. Nach einsamen Reisen durch Deutschland kommt er nach Rom, wird dort ein erfolgreicher Pianist, schließt endlich Freundschaften und geht sogar ein Liebesverhältnis ein. Sowohl die Musikkarriere als auch die Bedingungen zerreißen jedoch,... Pressestimmen bezeichnen den Roman als „feinsinniges Werk (2009, Börsenblatt) und „äußertst vielschichtig komponiert wie eine Sinfonie in fünf Sätzen” (2009, Kölner Rundschau). Der Literaturkreis, zu dem jederzeit Lesefreunde dazustoßen können, freut sich auf eine lebhafte Diskussion über Ortheils in feinfühliger Sprache erzählte Geschichte.
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Bücher von Frauen über Frauen, aber nicht nur für Frauen

„Halbinsel” von Kristine Bilkau, geb. 1974, wurde eben erst mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Bilkau zählt wie auch Anne Stern, Jahrg. 1982, „Wenn die Tage länger werden” zu den wichtigen Autorinnen der deutschen Gegenwartsliteratur. Die beiden genannten Romane werde am Dienstag, 16. Sept., 18:30 vom Literaturkreis Neunburg in der Fronfeste zur Diskussion gestellt. In „Halbinsel” fängt Bilkau mit ihrer ruhigen, lakonischen Sprache existenzielle Probleme der Zeit ein. Die Nordsee mit ihrer Wucht der Gezeiten bildet den Erzählort einer Mutter-Tochter-Beziehung, die zwischen Fürsorge, Hoffnung und Erwartung den Lesern viel Platz zum Nachdenken über das Geschehen lässt. Annette hat nach dem frühen Tod ihres Mannes, der sie immer noch betrübt, Tochter Linn allein erzogen. Nach dem Abitur ist Linn als Umweltvolontärin engagiert und voller Tatendrang in die Welt gezogen, kehrt aber bereit mit Mitte Zwanzig emotional und körperlich erschöpft ins Elternhaus zurück. Hier sind die beiden mit vielen Fragen konfrontiert. Wie weit darf mütterliche Fürsorge gehen, wo liegen die Grenzen für beide und wie sind persönliche Bedürfnisse geltend zu machen? Diese Problematiken zeigt Bilkau neben einem deutlichen Hinweis auf die Umweltschutzpraktiken auf und überlässt es allein dem Leser, sich ein Urteil zu bilden. Anne Sterns Geschichte „Wenn die Tage länger werden” beinhaltet ebenfalls die Eltern-Kind Problematik. Einmal, da Lisa, alleinerziehende Mutter, nach 6 Jahren zum ersten Mal die Sommerferien ohne ihren Sohn verbringt. Zum anderen ist ihr Mutter-Tochter Verhältnis durch das Schweigen in ihrem Elternhaus über die Vergangenheit ein Hemmnis für eine gute Beziehung untereinander. Die Suche nach einem Restaurator für ihre vom Großvater ererbte alte Geige eröffnet dann auf spannende Weise ein Tor in diese Verschwiegenheit. Zudem begegnet sie beim Geigenbauer dessen Tochter, einer Obstbäuerin mit schroffen Kanten, einer eigenen „Geschichte” - und einer begrenzten Zukunft. Dieses Treffen revidiert Lisas Sicht auf ihr persönliches Schicksal. Anne Stern pflegt einen sehr feinfühligen, fast poetischen Schreibstil, der die verschiedenen Geschichten der agierenden Personen gut miteinander verwebt, ohne ins Triviale abzufallen.
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Literaturkreis Neunburg vorm Wald

Die Lesefreunde Neunburgs treffen sich am Donnerstag 5. Juni um 18:30 in der Fronfeste. Zur Diskussion stehen diesmal wieder 2 Lektüren. Der österreichische Autor Wolf Haas, Jahrgang 1960, bekannt auch durch seine „Brenner” Krimis, schafft mit seinem neuen Werk „Wackelkontakt” die ganze Geschichte hindurch „flackernde” Effekte. Er verknüpft durch eine außergewöhnliche Erzähltechnik das Leben der agierenden Personen so miteinander, dass sie erst im Verlaufs des Romans aufeinander zulaufen. Der Trauerredner Franz Escher, dessen Hobby das Zusammensetzen von Puzzles ist, wartet wegen einer defekten Steckdose auf den Elektriker, der zu dieser Zeit im Rahmen des Zeugenschutzprogramms als Marko Steiner firmiert. Um sich das Warten zu verkürzen, greift Escher zu einem Mafia-Aussteiger-Roman. Bei der Reparatur der Steckdose läuft etwas schief, der Elektriker „verstirbt”. Escher selbst Autor betreffs seiner Berufserlebnisse fühlt sich mit schuldig am Vorfall und bietet der Witwe seine Hilfe an. Das Leben der beiden Hauptprotagonisten der Erzählung wird vom Autor in einem schnellen Wechsel von Rückblenden, aktuellem Erzählen und Hörspielsequenzen zu einem überraschenden Ende geführt. Leon de Winter, geb. 1954, Niederländer, Schriftsteller und Filmschaffender, ist Sohn armer jüdischer Eltern, die in Verstecken den Holocaust überlebten. „Stadt der Hunde” benennt er sein neues Werk, einen literarischen Drahtseilakt zwischen Familiendrama, Politthriller und Metaphysik: Der renommierte Gehirnchirurg Jaap Hollanderist zwar pensioniert, aber Ruhe findet er nicht.Vor 10 Jahren ist seine Tochter in Israel verschwunden. Seitdem fährt er jedes Jahr in dieses Land. Diesmal bleibt es aber nicht bei einem Gedenkbesuch, sondern das Leben von Hollander wird vielfältig auf den Kopf gestellt.
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