Wanderung auf dem alten Kirchensteig von Hohenkemnath nach Erlheim am 28. September 2025
Für das Seniorennetzwerk der Gemeinden Ursensollen und Ammerthal führte der örtliche Heimatpfleger Josef Schmaußer eine Wandergruppe auf dem alten Kirchensteig vom Pfarrdorf Hohenkemnath zur Filialkirche St. Laurentius in Erlheim.
Wie bei allen seinen Wanderungen begrüßte er mit einigen der Jahreszeit gewidmeten Gedichten, die er stets auswendig vorträgt. Heuer war auch Theodors Storms Gedicht vom Herrn von Ribbeck darunter, der stets zur Erntezeit Birnen für die Kinder bereithielt. Auf einer Strecke von ca. drei Kilometern passierte die Wandergruppe interessante, geologische und heimatkundliche Sehenswürdigkeiten wie die „Raunlöcher“ (=Dolinen), das Waldstück „Küihrouh“ (hier hatte Josef Schmaußer als Zehnjährigen noch über 20 Rinder geweidet), die alte Turnwiese der ehemaligen Volksschule, ein Marterl und einige Grenzsteine. In eine große und tiefe Doline soll ein angetrunkener ehemaliger Krämer beim nächtlichen Heimweg gestürzt sein und sich an den Brombeersträuchern im Gesicht verletzt haben. Als er daheim angekommen von seiner Frau zur Rede gestellt wurde, fand er die Ausrede, dass er mit dem Teufel gerauft hätte. Das hinterließ Spuren und Ängste bei den Dorfkindern vor den Dolinen, die oft noch von Erwachsenen aus Spaß geschürt wurden. Das Marterl an der Kreuzung des Weges nach Inselsber wurde von der Kümmersbrucker Künstlerin Ruth Welnhofer gestaltet. Das Marterl erinnert an ein Unglück vor 150 Jahren, als eine Magd Streu hackte.
In Erlheim folgte eine kurze Führung zur ehemaligen Volksschule, wo auch einige der 19 Teilnehmer und Teilnehmerinnen bis 1965 gelernt hatten. Vorher mussten sie bei Wind und Wetter nach Hohenkemnath laufen. Die Filialkirche St. Laurentius wurde schon im Jahre 1010 erwähnt. Das Patrozinium erinnert an die Schlacht auf dem Lechfeld 955 gegen die Ungarn. Der Tagesheilige am Siegestag war der Hl. Laurentius. Nach einem alten Vertrag bei der Fusion der Kirchen sollte mindestens einmal im Monat eine Messe in der Filialkirche zelebriert werden. Die Ausstattung kann dem „Bauernbarock“ zugeordnet werden.
Der Heilige Laurentius von Rom war ein römischer Diakon zur Zeit des Papstes Sixtus II. im dritten Jahrhundert und starb als Märtyrer. Ein Hauptmann ließ ihn mehrfach foltern und dann auf einem glühenden Eisenrost hinrichten, weil er den Kirchenschatz nicht herausgab und auch nicht verriet, wo dieser versteckt war. Aus diesem Grund wird er mit dem Rost als Attribut dargestellt. Beim Erleiden des Martyriums soll er fröhlich gescherzt haben.