Die Naturfreunde hatten eingeladen, um mehr zu erfahren über den Unterschied von Mineral und Gestein. Nicht trocken dozierend, sondern in einem humorvollen Plauderton hat der Diplom-Geograf Martin Füßl sein Expertenwissen an die Gäste weitergegeben. Bei jedem Satz war erkennbar, dass er für sein Spezialgebiet brennt. Mineral hat immer eine eindeutige Eigenschaft und klar definierte Form, aber Gestein stellt immer eine Mischung aus mehreren Mineralien dar.
Grundlage der bodenkundlichen Begehung des Steinbruchs in Oedenthal waren Fakten über die „Fränkische Linie“ in der Region Weiden, wo sich vor Millionen Jahren das Grundgebirge über das Deckgebirge geschoben hat. Das Deckgebirge erkennen wir heute am Oberpfälzer Wald, dem Fichtelgebirge und den Frankenwald, wo Ur-Afrika und Ur-Europa aufeinander treffen. Dass Quarz gleichsam das Hansaplast der Geologie ist, konnten die Teilnehmerinnen an der Exkursion an den weißen Streifen im Gestein des Steinbruchs erkennen. Dies bewegte Günther Grabs zu einem Merkvers aus seiner Schulzeit zur Bestimmung von Granit: „Feldspat, Quarz und Glimmer - die drei vergess´ ich nimmer!“
Aber nicht nur erdgeschichtlich bedeutsam waren die Ausführungen von Martin Füßl, sondern das Gelehrtenwissen ist durchaus von praktischem Nutzen. So wird das Mineral Zeolith wegen seiner Hohlräume in Waschpulver eingesetzt. Wölsendorf ist Mittelpunkt eines berühmten Flussspat-Bergbaugebietes zwischen Nabburg und Schwarzenfeld und beim Abbau des weltweit größten Vorkommens an Fluorit oder Calciumfluorid fanden zeitweise 3.000 Beschäftigte Lohn und Brot. Der Albertsriether Schmirgel wurde zum Schleifen von Glas verwendet und war damit für die Spiegelfertigung in Nordostbayern sehr wichtig. Über Fürth wurde das Glas in alle Welt exportiert.
Leider erkrankten Arbeiter oft auch an der Schneeberg-Krankheit, wenn sie im Bergbau nach Blei in der Grube Vesuv bei Freihung oder Columbit, dem Coltan der Oberpfalz gruben. Schneeberg im Erzgebirge und die Oberpfalz haben hier eine traurige Verbindung.
Ein virtueller Blick in die Runde zeigte, dass in Flossenbürg, Leuchtenberg oder Falkenberg eine ähnliche Entstehungsgeschichte haben, der Granit bleibt, während der weichere Gneis abgetragen wurde.
Erstaunt zeigte sich der Vorsitzende Herbert Schmid über Füßls Erläuterungen zu Namensgebungen für urzeitliche Erscheinungen aus der frühen Besiedelung der Region. So wurde das Varisker Gebirge nach der Stadt Hof benannt, Curia Variscorum (Hof in Bayern). Der mythische germanische Stamm der Varisker bzw. Narisker siedelte angeblich auch die Naab entlang nach Süden.
Das Wort „Brille“ wurde übrigens von dem Kristall Beryll abgeleitet, welches geschliffen als frühe Sehhilfe diente.