Auf Einladung des CSU-Ortsverbandes Kemnath und der Mittelstands-Union referierte der ehemalige Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, Bertram Fleck, über eines der drängendsten Zukunftsthemen: Wie gelingt Strukturwandel im ländlichen Raum durch erneuerbare Energien?

Ein Grußwort sprach der Tirschenreuther Landrat Roland Grillmeier, der die Bedeutung kommunaler Strategien für erfolgreiche Energie- und Klimapolitik betonte. In seinem lebendigen Vortrag zeigte Fleck, wie es seinem rheinland-pfälzischen Landkreis gelang, sich von einer strukturschwachen Region zu einem bundesweit beachteten Vorreiter in Sachen Klimaschutz und regionaler Wertschöpfung zu entwickeln. „Klimaschutz, erneuerbare Energien und regionale Wertschöpfung gehören untrennbar zusammen“, so Fleck. Kommunen seien dabei „geborene strategische Partner von Bund und Ländern“, die mit klaren Konzepten und verlässlichen Kooperationen enorme Entwicklungsimpulse setzen könnten.

Am Beispiel des rund 106.000 Einwohner großen Rhein-Hunsrück-Kreises zeichnete Fleck nach, wie ab Ende der 1990er-Jahre konsequente Investitionen in Energieeffizienz, Photovoltaik, Biomasse, Windkraft und Nahwärmenetze eine regelrechte Erfolgsgeschichte auslösten. Heute erzeugt die Region 390 Prozent ihres eigenen Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen und gilt deutschlandweit als erster bilanzieller Null-Emissions-Kreis im Binnenland. Über 60 Millionen Euro regionale Wertschöpfung jährlich sowie solide Gemeindefinanzen mit teils hohen Rücklagen belegen den wirtschaftlichen Mehrwert dieser Entwicklung.

Zahlreiche Beispiele – von innovativen Wärmenetzen über Bürgerstrommodelle bis hin zu E-Car-Sharing im ländlichen Raum – machten deutlich, wie breit der Nutzen der Energiewende gefächert ist. Auch soziale und demografische Effekte zeigte Fleck auf: Viele Gemeinden konnten dank der Einnahmen aus erneuerbaren Energien in Schulen, Kitas, Vereinsförderung oder neue Wohnformen investieren. Gleichzeitig sei die Bürgerbeteiligung gestärkt worden, was wiederum die demokratische Kultur im ländlichen Raum fördere.

Fleck erinnerte daran, dass all dies nur durch ein langfristiges Zusammenspiel von Kreis, Kommunen, Landwirtschaft, Gewerbe, Genossenschaften und engagierten Bürgerinnen und Bürgern möglich wurde. Die zahlreichen Auszeichnungen – vom Deutschen Solarpreis bis zur „Energiekommune des Jahrzehnts“ – würdigen diese Gemeinschaftsleistung. Der Abend zeigte eindrucksvoll, dass Energiewende im ländlichen Raum nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Chancen eröffnet. Fleck machte Mut, diesen Weg auch in Bayern entschlossen weiterzugehen: „Heute verfügen wir über Erfahrungen, Werkzeuge und Best-Practice-Beispiele – jeder kann mitmachen.“