Anlässlich der Novemberpogrome von 1938 organisierte die DGB-Jugend Bayern am Dienstag eine Gedenkveranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Fünf Schulklassen aus Alteglofsheim, Hof, Pottenstein und Regensburg erinnerten mit selbst gestalteten Beiträgen an die Opfer des Nationalsozialismus.
Rund 160 Menschen nahmen an der Gedenkfeier in der Kapelle „Jesus im Kerker“ teil – darunter Gewerkschafterinnen, die Landtagsabgeordnete Laura Weber (B90/Die Grünen), die stellvertretende Landrätin des Landkreises Neustadt an der Waldnaab Karolina Forster sowie Sebastian Giering, Bürgermeister von Neustadt an der Waldnaab.
Ebenfalls anwesend waren etwa 130 Schüler*innen der neunten und zehnten Jahrgangsstufen aus der Mittelschule Alteglofsheim, dem Schiller-Gymnasium Hof, der Graf-Botho-Mittelschule Pottenstein, der Albert-Schweitzer-Realschule Regensburg sowie der Berufsschule im tschechischen Domažlice. Sie waren der Einladung der DGB-Jugend Bayern gefolgt.
Die Jugendlichen präsentierten im Rahmen der Veranstaltung vielfältige Erinnerungsbeiträge – von Musikstücken über biografische Darstellungen von ermordeten und überlebenden KZ-Häftlingen bis hin zu Recherchen über KZ-Außenlager in ihrer Heimatregion.
Die Klasse 9a aus Pottenstein erinnerte etwa an die ehemaligen Häftlinge Miloš Volf und Maria Bedenk. Die Klasse 10c der Albert-Schweitzer-Realschule widmete sich dem Widerstandskämpfer Tadeusz Sobolewicz, dessen letzte KZ-Station das Außenlager Colosseum in Regensburg war, bevor er beim Todesmarsch in Laufen an der Salzach befreit wurde. Drei Schüler*innen präsentierten zudem ein eigens für das Gedenken komponiertes Lied.
Die Klasse 9c der Mittelschule Alteglofsheim stellte das Außenlager Obertraubling vor, das die SS in der Endphase des Zweiten Weltkriegs mit rund 600 Häftlingen errichten ließ, um mittels Zwangsarbeit den Messerschmitt-Fliegerhorst von Bombenschäden zu räumen.
Die Schüler*innen aus Hof setzten sich mit Biografien von Flossenbürg-Gefangenen unterschiedlicher Häftlingskategorien auseinander, um die Vielfalt der Opfergruppen und den Verfolgungseifer der Täter sichtbar zu machen. Sie trugen außerdem Dietrich Bonhoeffers Gedicht „Von guten Mächten treu und still umgeben“ vor, das dieser im Dezember 1944 in Gestapo-Haft schrieb.
In Erinnerung an die Pogrome im November 1938 betonte der oberpfälzische DGB-Jugendsekretär Martin Oswald den schmalen Grat „zwischen antisemitischer Rede und Stimmung, zwischen Ressentiment und Diskriminierung und offener Gewalt, Verfolgung und schließlich auch Vernichtung.“ Dies gelte nicht nur für Antisemitismus, „aber besonders auch für Antisemitismus“. Das Leben von Jüdinnen und Juden sei auch heute wieder massiv bedroht und es liege an den Anwesenden, dies nicht weiter zuzulassen.
Im Anschluss an die Gedenkfeier legten die Schüler*innen im sogenannten „Tal des Todes“ mehrere Blumenkränze nieder, gestiftet von der Grünen-Landtagsfraktion, der Bayern-SPD, der tschechischen Metallgewerkschaft OS KOVO sowie der DGB-Jugend.
Seit 1958 erinnert die bayerische Gewerkschaftsjugend in Flossenbürg an die Novemberpogrome von 1938. Unter dem Motto „Erinnern heißt kämpfen!“ ruft die DGB-Jugend Bayern zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auf. Auch heute ist es Aufgabe aller demokratischen Kräfte, jeder Relativierung oder Verharmlosung der NS-Verbrechen entschieden entgegenzutreten und dem Erstarken faschistischer Tendenzen entgegenzuwirken.
Für die DGB-Jugend Bayern ist das Gedenken untrennbar verbunden mit der moralischen und politischen Verpflichtung, sich für eine menschenwürdige und solidarische Zukunft einzusetzen.