Beim diesjährigen traditionellen Karpfenessen der Mittelstandsunion (MU) im Kreisverband Tirschenreuth stand ein besonderer Gast im Mittelpunkt: Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, referierte vor zahlreich erschienen Gästen im Gasthof Waldeck über aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen für den Mittelstand.
Mit den Worten „Glück und Erfolg sind keine Zufallstreffer. Wer mit Weitblick handelt, bei dem wird sich der Erfolg von selber einstellen“, eröffnete Burkhard Balz seinen Vortrag. Bereits zu Beginn machte er deutlich, dass wirtschaftlicher Erfolg auf einer vorausschauenden und verantwortungsvollen Politik basiere – insbesondere in unruhigen Zeiten wie diesen. Einen ersten Schwerpunkt seiner Rede legte Balz auf die aktuelle Wirtschaftslage. Besonders hob er den starken Anstieg der Zollkosten in den USA hervor, die sich in den vergangenen Jahren verzehnfacht haben – ein Niveau, das zuletzt vor rund 100 Jahren erreicht wurde. Diese Entwicklung belaste vor allem mittelständische Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb ohnehin stark gefordert seien, mahnte der Referent. Auch der Ukraine-Krieg und seine Folgen für die Weltwirtschaft fanden Erwähnung.
Neben geopolitischen Faktoren nannte Balz jedoch auch strukturelle Herausforderungen wie den demografischen Wandel und den daraus resultierenden Fachkräftemangel, sowie die überbordende Bürokratie, die viele Betriebe zusätzlich belaste. Der Abbau der Bürokratie erinnert eher an der Bewegung in einem Karpfenteich, so der Referent mit einem leicht schmunzelndem Blick auf das MU-Karpfenessen.
Besonders anschaulich wurde es, als Burkhard Balz über die Goldreserven der Bundesbank sprach. Rund 37 Prozent davon sind bei der Federal Reserve in New York eingelagert – ein Ort, den Balz jährlich persönlich inspizieren darf, wie er augenzwinkernd erzählte. Beim Thema Bargeld ging der Referent auf das Falschgeld ein. Derzeit sind rund 72.000 Euro an Falschblüten im Umlauf – eine im Verhältnis zur Gesamtgeldmenge geringe Summe. Zur Veranschaulichung präsentierte er den Gästen dabei echte Falschgeldblüten, die diese durch Fühlen, Sehen und Kippen auf ihre Echtheit prüfen konnten. Einen Ausblick gab er zudem auf mögliche Veränderungen im Bargeldsystem. Die 1- und 2-Cent-Münzen könnten bald der Vergangenheit angehören. Ein entsprechender Vorschlag liege bereits der Bundesregierung vor – in sieben europäischen Ländern wie beispielsweise Finnland sind diese Münzen bereits abgeschafft.
Auch zur Bargeldversorgung äußerte sich der Bundesbankvorstand, die sein Institut verantwortlich auch mit überwacht. Durchschnittlich müsse ein Bürger in Deutschland rund 1,4 Kilometer bis zum nächsten Geldautomaten zurücklegen, 95 Prozent der Bevölkerung erreichten einen Automaten dabei innerhalb aktuell von fünf Kilometern. Kritisch bewertete Balz jedoch den starken Rückgang des Filialnetzes der Banken, das sich in den vergangenen Jahrzehnten nahezu halbiert hat. Mit einigen Anekdoten berichtete er von kuriosen Fällen bei Geldautomatensprengungen. So wurde im Emsland ein Automat in einer seit mehreren Wochen leer stehenden Bank gesprengt und in Köln sogar aus Versehen nur ein Kontoauszugsdrucker in die Luft gejagt. Oft werden gesprengte Automaten leider auch nicht mehr ersetzt, da die Kosten vor allem für die vorgeschriebene Sicherheitsvorkehrungen überhand nehmen.
Zum Abschluss widmete sich Balz dem Digitalen Euro. Dieser sei eine zeitgemäße Ergänzung zum bestehenden Zahlungsverkehr. Hier muss man sich vor neuen Abhängigkeiten auch gegenüber Firmen aus den USA hüten, wie dies im Falle PayPal der Fall ist. Als sinnvollen Einstieg nannte er das europäische Zahlungssystem Wero, das als Basis für einen souveränen digitalen Zahlungsverkehr in Europa dienen könnte und sich im Aufbau befindet. Viele Bürgerinnen und Bürger nutzen WERO bereits über ihr Handy mit ihrer jeweiligen Banking-App.