Am Donnerstag, 4.12.2025, luden die Katholische Erwachsenenbildung (KEB), die Dr.-Johanna-Decker-Schulen, die Stadtbibliothek und das Bündnis Migration und Integration zu einer szenischen Lesung mit dem Journalisten Tim Pröse ein, der mit zweien seiner Bücher die Nr. 1 auf der Bestseller-Liste des Magazins „Spiegel“ erreichte. Für die DJDS organisierte Studiendirektorin Ute Decker die beiden Lesungen (eine weitere für Schülerinnen am 5.12.); so war es auch Ute Decker, die auf den Tisch des Vortragenden einen Strauß weißer Rosen gestellt hatte – ein Detail mit Herz, das Tim Pröse ausdrücklich würdigte.
„80 Jahre Kriegsende – Die letzten Stimmen des Widerstands“, so lautete der Titel der szenischen Lesung, die zum einen aus Passagen aus Pröses 2024 erschienenem Buch „Wir Kinder des 20. Juli“ bestand, zum anderen aus verbindenden, vertiefenden Erzählungen, die Pröse aus seinem reichen Erfahrungsschatz schöpfte. Der „20. Juli“ ist auf das Jahr 1944 bezogen, und der Untertitel des Buches erklärt sowohl die Mission des Autors als auch seine Gewährsleute: „Gegen das Vergessen: Die Töchter und Söhne des Widerstands gegen Hitler erzählen ihre Geschichte“.
Die szenischen Elemente der Lesung waren einige wenige, beeindruckende Fotos, die an die große Leinwand projiziert wurden, Musikeinspie­lungen und sogar Live-Musik. Tim Pröse gelang es auf Anhieb, seine Zuhörer zu fesseln mit seiner Verknüpfung von Aussagen und Erkenntnissen, die sich aus seinen persönlichen Begegnungen mit Familienmitgliedern der Widerstandsgruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg speisen, und immer wieder deren Bezug auf die Gegenwart zu verdeutlichen.
Pröse berichtete von Gesprächen mit Töchtern und Söhnen der hingerichteten Widerstandskämpfer, mit der Schwester von Sophie Scholl, die als Mitglied der „Weißen Rose“ mit ihrem Bruder Hans und Christoph Probst zusammen hingerichtet wurde, und er mahnte die Zuhörer, die in der Zeit nach Kriegsende allmählich wieder gewachsene Zivilisation und ihre Werte nicht als selbstverständlich hinzunehmen. An die Jugendlichen im Publikum gewandt, betonte er, dass es vor allem um sie gehe; dass sie sich bewusst werden müssten, dass es nötig ist, „gegen das Unrecht aufzustehen.“ Aufmerksam und bewegt folgten die Zuhörerinnen und Zuhörer dem Vortrag.
Im Gedenkjahr „80 Jahre Kriegsende in Deutschland“ erhält die Erinnerung an die Widerstandsgruppe eine besondere Bedeutung. Deshalb wurde die Ausstellung der Stiftung „Weiße Rose“ nach Amberg geholt. Die Besucher erfahren beispielsweise, dass die gesamte Familie Scholl fünf Tage nach Sophies und Hans’ Tod in Sippenhaft genommen wurde und in Ulm inhaftiert war. In der Ausstellung liest man auch den Auszug aus dem Vernehmungsprotokoll vier Tage vor Sophie Hinrichtung: „Zusammenfassend möchte ich die Erklärung abgeben, dass ich für meine Person nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun haben will.“
Knapp zwei Wochen lang war die Ausstellung im Gerhardinger-Saal zu sehen. Vom 11. 12. 2025 bis 07. 01. 2026 ist sie nun in der Stadtbibliothek Amberg zu den üblichen Öffnungszeiten zugänglich.