Die Reihe der Veranstaltungen zum 125-jährigen Jubiläum des Kath. Männerverein St. Josef Nabburg rundete ein Vortrag zu einem brisanten kirchlichen Thema ab. Prof. Dr. Manfred Eder, emeritierter Lehrstuhlinhaber für Kirchengeschichte und spezialisiert auf die Zeit des 19. und 20. Jahrhunderts, sprach vor vielen Interessierten über einschneidende Veränderungen ab der Säkularisation bis in die Gegenwart.
Die Säkularisation - die Einziehung von Kirchengütern durch den Staat, um entmachtete Fürsten zu entschädigen - stellte die Kirche vor große Herausforderungen. So wurden u. a. Klöster aufgehoben, sodass Mönche ihren Lebensraum verloren. Die durch die Aufklärung geforderten Freiheiten – Vernunft, wissenschaftliches Denken, Menschenrechte, Religionsfreiheit – standen im Widerspruch zum kirchlichen Unterordnungsanspruch. Daneben gab es auch Konflikte, die durch die Kirche selbst verursacht wurden. Die Auseinandersetzung um die Unfehlbarkeit des Papstes beim 1. Vatikanischen Konzil führte unter den Bischöfen zu heftigen Kontroversen. Unter Papst Pius X. folgte durch die Ablehnung der „Irrtümer des Modernismus“ eine weitere Abkehr von den gesellschaftlichen Lebensbedingungen. Ein entscheidender Wendepunkt war dann die Einberufung des 2. Vatikanischen Konzils durch Papst Johannes XXIII., das bei den Gläubigen durch die Liturgiereform eine deutliche Wahrnehmung erhielt. Die Verwirklichung mancher Beschlüsse des Konzils wurde immer wieder angemahnt, aber wegen deren teilweise unpräzisen Formulierungen konnten sich die unterschiedlichen Interpretationen nicht realisieren. Die in den letzten Jahren bekannt gewordenen Missbrauchsdelikte durch kirchliche Vertreter haben bei vielen Gläubigen eine schwere Identitätskrise verursacht und zu massiven Kirchenaustritten geführt. In der anschließenden Diskussion über Ursachen und Lösungen der verschiedensten Konflikte wurde bald klar, dass die komplexen gesellschaftlichen und kirchlichen Strukturen in den Ortskirchen, aber vor allem in der Weltkirche zielführende Maßnahmen erschweren und nur in einem weiten Zeitrahmen zu bewältigen sind.