Am 30. September 2025 öffnete Dornrose e.V. in Weiden seine Türen für die Öffentlichkeit. Über 80 Gäste nutzten die Gelegenheit, die Fachstelle kennenzulernen, Einblicke in die Arbeit zu erhalten, die neuen Räumlichkeiten kennenzulernen und bei den Fachvorträgen sowie im Austausch dabei zu sein.
Der Tag begann mit einem Sektempfang, bei dem die Besucherinnen und Besucher willkommen geheißen wurden. Im Anschluss stellte sich Dornrose e.V. mit ihren Mitarbeiterinnen und dem Vorstand vor, um die Menschen hinter der Arbeit sichtbar zu machen und Einblicke in die Organisation der Fachstelle zu geben.
Danach folgten die Fachvorträge. Susanne Reinhardt, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Weiden, thematisierte, was sexualisierte Gewalt ist, wie sich das Tabuthema in den letzten Jahren durch gesellschaftliche Bewegungen wie #MeToo verändert hat und wie trotz vieler öffentlicher Debatten auf Einzelfallebene oft geschwiegen wird. Reinhardt spannte zudem einen historischen Bogen: An Beispielen aus dem 15. und 17. Jahrhundert zeigte sie, wie strukturelle Ungleichheiten sexualisierte Gewalt begünstigten und wie Täter häufig privilegiert behandelt wurden. Sie erinnerte an die Gründung von Dornrose im Jahr 1993 als gefragt wurde, ob so eine Beratungsstelle nötig sei. Damals wurde deutlich, „Ja, wir brauchen diese Stelle. Leider brauchen wir diese Stelle.” und heute können wir sagen „Gott sei Dank haben wir diese Stelle.“
Im zweiten Vortrag ging es um die Situation von Kindern und Jugendlichenund die besonderen Herausforderungen bei Beratung und Prävention. Dr. Daniela Runkel, leitende Psychologin des SPZ, machte deutlich, dass Kinder und Jugendliche sowie alle Betroffenen von sexualisierter Gewalt niemals für erlebte Gewalt verantwortlich sind und dass Jugendliche sich oft zuerst Gleichaltrigen anvertrauen. Sie hob hervor, dass Opfer häufig testen, ob sie der Beratung vertrauen können, und dass Geschichten sich dabei auch verändern könnten. Es wurde betont, dass Beratung an das Tempo der Betroffenen angepasst werden muss und dass Präventionsarbeit und Schutzkonzepte dringend notwendig sind u.a. auch, da nur jede zehnte Person eine Beratungsstelle für Betroffene kennt.
Der dritte Vortrag von Dr. Annette Lechler, Oberärztin der Kliniken Nordoberpfalz, widmete sich dervertraulichen Spurensicherung. Sie berichtete über die hohe Dunkelziffer, die psychische Belastung für Betroffene und die nach wie vor unzureichende Versorgung in Bayern. Deutlich wurde, dass es vielerorts an Strukturen fehlt und dass der Zugang zu vertraulicher Spurensicherung oft erschwert ist. Dr. Lechler hob hervor, dass Einzelfallklärungen mit Polizei mittlerweile besser funktionieren, die Versorgung aber insgesamt noch lückenhaft ist – auch in der Oberpfalz.
Ein weiteres Highlight war die Anwesenheit von Ulrike Weber als Ehrengast, Mitgründerin von Dornrose e.V. und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Ulrike Weber hat sich 30 Jahre langfür Dornrose e.V. stark gemacht und engagiert, davon neun Jahre als Vorsitzende und rund 25 Jahre als Vorstandsmitglied.
Die Veranstaltung machte deutlich, dasstrotz Fortschritten noch viel zu tun ist: Sexualisierte Gewalt ist nach wie vor ein Thema, über das offen gesprochen werden muss. Die große Dunkelziffer, mangelnde Bekanntheit von Beratungsstellen und unzureichende Versorgung zeigen, wie dringend Fachstellen wie Dornrose e.V. gebraucht werden – für Beratung, Begleitung und Prävention.
Unterstützen Sie unsere Arbeit!
Damit Dornrose e.V. Betroffene weiterhin vertraulich, kostenfrei und professionell begleiten kann, sind wir auf Spenden angewiesen. Jede Spende hilft, unsere Beratungsangebote, Präventionsarbeit und Aufklärung in der Region aufrechtzuerhalten. Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Unterstützung finden Sie auf unserer Website unter der Rubrik „UNTERSTÜTZEN“ : www.dornrose.de
Wir danken allen Gästen, Referentinnen und Unterstützer*innen herzlich – ihr Interesse und eure Teilnahme machen unsere Arbeit sichtbar und wertvoll.