Kapuzinermönch Paulus Terwitte folgt der Einladung der Kolpingfamilie und spricht zum Thema: Wozu uns Krisen befähigen. Dabei nimmt er Bezug auf die alltäglichen Erfahrungen der Menschen.
Das Leben ist unberechenbar, so die Aussage von Bruder Paulus bei seinem Vortrag im Katholischen Pfarrheim in Waldershof. Vor seinem Auftritt konnte sich der begabte Redner im Beisein einer großen Kolpingdelegation ins Goldenen Buch der Stadt eintragen. Der Referent weiter: „Schicksalsschläge, Veränderungen, Zweifel und Rückschläge betreffen viele Menschen.“ Die Lehre daraus lässt sich schnell auf einen Nenner bringen: „Scheitern gehört zum Leben.“ Aber das richtige umgehen mit dem Scheitern oder den Schicksalsschlägen lässt viele Menschen verzweifeln, sie kapseln sich ab und sind für neue Wege nicht offen.
„Veränderung – ein großes Wort, ein kleines Gefühl“, so Paulus Terwitte und ergänzt: „Oft beginnt es im Magen, als Druck. Im Kopf kreisen Gedanken – was, wenn es schief geht?“ Für viele Menschen klingt Veränderung nach Fortschritt, fühlt sich aber oft wie Kontrollverlust an.
Paulus Terwitte sagt zur Angst vor Veränderungen – egal ob im privaten und beruflichen Bereich sowie bei gesundheitlichen Einschränkungen – das unser Gehirn Sicherheit liebt. Es sucht nach Mustern und belohnt das Vertraute. Paulus weiter: „Die Angst ist kein Fehler, sondern ein uraltes Alarmsignal und fordert uns in drei Punkten heraus. Wir müssen loslassen. Wir wissen nicht, was kommt. Wir haben nicht alles unter Kontrolle.“ Aus all diesen Faktoren erwachsen Unsicherheiten die schwer auszuhalten sind, aber gleichzeitig müssen die Menschen funktionieren.
Um wieder in die Spur zu kommen, fordert Paulus Terwitte die Angst anzuerkennen, diese ist kein Feind, sondern ein Schutzmechanismus. Veränderungen schrittweise vollziehen. Als Beispiel dazu nannte der Referent Änderungen am Arbeitsplatz. „Wenn der Job nicht mehr passt, muss man nicht sofort kündigen. Führen sie Gespräche und nutzen sie Fortbildungsmaßnahmen.“ Weitere wichtige Schritte sieht Terwitte darin, Rituale zu bewahren, Vertrauen zu erhalten und den Austausch mit anderen Menschen zu suchen, um neue Perspektiven zu erkennen. Aber auch Gebete helfen und die Nächstenliebe ist nicht zu unterschätzen. Bruder Paulus abschließend: „In unserer christlichen Tradition ist Verzeihen eine zentrale Lehre Jesu: Wir alle sind fehlbar und die Fähigkeit zu verzeihen ist eine Form der Nächstenliebe. Verzeihen befreit von der Last der Vergangenheit und öffnet den Raum für Heilung und Wachstum. Der Lohn ist ein Leben, das nicht von der Last des Grolls bestimmt wird, sondern von der Leichtigkeit der Vergebung. Verzeihen ist nicht nur ein Geschenk an andere, sondern vor allem ein Geschenk an mich selbst.“