Es gehört zur guten Tradition der Aktionsgemeinschaft Wagrain-Ammersricht (AWA), neben ihrem Kernanliegen der Nachhaltigen Entwicklung auch kulturhistorische Themen aufzugreifen. Dieses Mal stand das Landgericht Amberg im Fokus, unter den denkmalgeschützten Gebäuden „sicherlich einer der Big Five von Amberg“, wie es Dr. Wolfgang Schmalzbauer bei einer zweistündigen Führung formulierte. Der ehemalige Landgerichtspräsident gewährte auf Initiative von Alfons Wanninger einen spannenden Einblick in fast 500 Jahre Baugeschichte und 750 Jahre Justizgeschichte. Mit Leidenschaft und einzigartigem Fachwissen ließ er die Entstehung des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes aus unterschiedlichen Bauzeiten – von der Renaissance bis zum Jugendstil – Revue passieren. Schließlich hatte er in seiner Amtszeit 5 Jahre lang die große Generalsanierung bis zu deren Abschluss im Jahr 2015 begleitet. Auf Schritt und Tritt konnten die AWA-Mitglieder spüren, welch enormer Spagat erforderlich war, um den Charakter der historischen Bausubstanz mit den Anforderungen eines hochmodernen Digitalmanagements und dem Brandschutz in Einklang zu bringen.
Dr. Schmalzbauer nahm die staunenden Teilnehmer aber auch mit auf eine Reise in die Rechtsgeschichte Ambergs zurück bis ins Mittelalter, von den sogenannten Landschrannen über das Appelationsgericht im Königreich Bayern bis zur Einführung des Schöffenwesens und des Schwurgerichtshofs.
Neben vielen Fakten und Zahlen gab er zudem zahlreiche Anekdoten und Kuriositäten zum Besten. So klärte er die verblüfften Besucher über die Funktion großer Haken an den Decken auf: Sie dienten dazu, Akten mindestens 60 cm vom Boden hochziehen zu können, um sie vor Mäusefraß zu schützen. Und er erinnerte sich an den Prozess in Gerichtssaal 62 mit dem legendären „Rucksacksepp“, der sich rechtzeitig vor Winterbeginn für sechs Monate in das wärmende Gefängnis „verdonnern” ließ.
AWA-Vorsitzender Manfred Lehner dankte dem Referenten für den lehrreichen Streifzug durch Ambergs Geschichte und überreichte zum Abschluss ein kleines Präsent.