Die Tragödie „Antigone” des griechischen Dichters Sophokles verhandelt zeitlose Fragen der Menschheit: Was ist der Unterscheid zwischen Recht und Gerechtigkeit? Werden Mut und Zivilcourage zur Pflicht im Konflikt mit einer tyrannischen Staatsmacht? Auch die Inszenierung der Theatergruppe der Oberstufe des Johann-Andreas-Schmeller-Gymnasiums stellte diese Konflikte in den Mittelpunkt der Handlung um Antigone, die in ihrem Kampf gegen eine autoritäre Ordnung dazu bereit ist, für ihre Werte in den Tod zu gehen. Und was für eine fulminante Version dieses antiken Dramas brachte das junge Ensemble unter der Leitung von Maresa Hottner auf die Bühne! Von einer klassischen Inszenierung blieb kaum etwas übrig. Stattdessen stand eine leere Bühne im Mittelpunkt, was nicht nur den einzelnen Figuren viel Raum eröffnete, sondern auch den Zuschauern unterschiedliche Perspektiven auf das Geschehen verschaffte. Überhaupt ging es viel um Perspektiven, das Verhandeln unterschiedlicher Standpunkte und die innere Ambivalenz der Figuren. Zudem wurde der innere Zwiespalt glänzend in Szene gesetzt, indem die Hauptfiguren Antigone, Ismene, Haimon und Kreon in vielen Szenen doppelt auf der Bühne standen. In den zwischen den jeweiligen Paarungen wechselnden, in hohem Tempo gesprochenen Dialogen entwickelten diese eine wuchtige Wirkung, der sich niemand im Publikum entziehen konnte. Das Ensemble, in allen Rollen hervorragend besetzt, meisterte die Anforderungen des Textes und der Handlung mit unglaublicher Souveränität, wobei vor allem Kai Buchheit und Anna Lohmann als Antigone sowie Paul Lohmann und Vitus Wilhelm als ihr Gegenspieler Kreon besonders beeindruckten. Und so gab es am Ende tosenden Applaus eines begeisterten Publikums – für die Leistungen der Gruppe und die ebenso ungewöhnliche wie wirkungsvolle Inszenierung von Maresa Hottner.