Gemeinsam für ein vereintes Europa im Einsatz für den Frieden: Das Gregor-Mendel-Gymnasium nimmt diese Aufgabe mit seinem diesjährigen Erasmus+-Projekt sehr ernst und so waren es in diesem Jahr u.a. Schüler der 8. Jahrgangsstufe, die sich mit französischen Schülerinnen und Schüler in gemeinsamen Workshops und Exkursionen unter dem Motte „The duty to remember“ in Deutschland und Frankreich trafen. „Erasmus+” ist ein von der EU finanziertes Programm, das Bildung, Jugend und Sport in Europa fördert. Als akkreditierte Erasmus+ Schule kann das GMG bis 2027 jährlich finanzielle Unterstützung von der EU für Projekte und sog. Mobilitäten abrufen, die unter einem gemeinsamen Motto stehen.
Das Motto dieser Mobilität lautete „The duty to remember“: Gewöhnlich liegt die Betonung dabei auf dem Erinnern. In Deutschland hat dieses Wort eine besondere Konnotation. Gedenken, Erinnerungskultur, „Nie wieder”. Unsere Pflicht ist es, eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern. Der andere, häufig eher nachrangig behandelte Aspekt der „Pflicht” drängt derzeit wieder stärker in den Vordergrund. In politisch heiklen Zeiten, in denen bisher Unvorstellbares leider möglich scheint, genügt es nicht, stumm der damaligen Opfer zu gedenken. Es ist unsere Pflicht, sich der Katastrophe bewusst zu werden und Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen, um entsprechend zu handeln. Und so verließen 26 französische und 27 deutsche Schüler aus der Jahrgangsstufe 8 Ende März die Oberpfalz und fuhren nach Mittelfranken, genauer gesagt in dessen heimliche Hauptstadt, Nürnberg, während des Nationalsozialismus bekannt als Stadt der Reichsparteitage. Bei der Besichtigung das ehemalige Reichsparteitagsgelände wurde eindrücklich klar, warum die Ausstellung im Dokumentationszentrum den paradoxen Titel „Faszination und Gewalt” trägt. Nirgends wird einem der Größenwahn der Nationalsozialisten bewusster als auf einem Gelände, dessen Ausdehnung die Fläche der Nürnberger Altstadt siebenmal übersteigt. Doch Hochmut kommt sprichwörtlich vor dem Fall, und die alliierten Richter hatten es 1945 im Nürnberger Schwurgerichtssaal 600 mit dem wohl schwersten Fall menschlicher Verbrechen zu tun. Heute ist Nürnberg als die Stadt der Menschenrechte bekannt.
Das 20. Jahrhundert hatte es in Deutschland in sich, und so kamen wir nicht umhin, in diesem Projekt auf einen weiteren Teil der deutschen Geschichte einzugehen, der im Ausland nicht so bekannt ist wie die NS-Zeit. Die Grenze, um die es damals ging, teilte die Welt in Ost und West. Die deutsche Teilung, BRD und DDR, ist heute nirgends so spürbar wie im kleinen Ort Mödlareuth. Fernab von touristischen Massen am Check Point Charlie in Berlin spürt man dort den gespensterhaften Alltag in einem Dorf, das von heute auf morgen in zwei Welten aufgeteilt wurde. Denn auch diesen Teil unserer Geschichte sollte man nicht vergessen, und was es heißt, frei zu sein, um Grenzen zu überschreiten.
Beim Gegenbesuch im Mai trafen sich die Schülerinnen und Schüler in Cherbourg, einer französischen Stadt, deren Geschichte im Zweiten Weltkrieg eng mit der Niederschlagung des Nationalsozialismus verflochten ist. Cherbourg befindet sich in absoluter Nähe zum Küstenstreifen, an dem die Alliierten 1944 landeten, um ihren erfolgreichen Feldzug gegen die NS-Barbarei zu beginnen. Lernt man Namen wie Omaha Beach sonst nur im Geschichtsunterricht, hatten die Schüler Gelegenheit, einen Ort zu besuchen, an dem ein Ereignis stattfand, das als einer der Wendepunkte in der Geschichte des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden kann. Den Soldaten, denen Deutschland seine Befreiung zu verdanken hat, wird noch heute gedacht, bestattet sind sie auf Friedhöfen wie dem amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer, den wir besuchten.
Darüber hinaus kam auch das klassische Bildungsprogramm nicht zu kurz. Das Musée de la Liberation bot einen eindringlichen Blick auf das damalige Kriegsgeschehen, in der Cité de la Mer konnte man das erste französische Atom-U-Boot, le Redoutable, besichtigen, neben einer gut gemachten Titanicausstellung sowie einem wunderschönen Aquarium. Obwohl der Fokus auf einem ernsten Thema lag, fand sich noch Zeit für etwas Sightseeing. Der Mont Saint Michel, der auf jeder Bucket List zur Normandie stehen sollte, war dieses Mal leider nicht nur ringsum von Wasser umgeben, sondern auch von oben. Mehr Glück hatten wir bei einer Dünenwanderung in Biville bei strahlendstem Sonnenschein.
Dieses Projekt erweiterte den Blick nicht nur durch die Erfahrung der kulturellen Vielfalt unseres Nachbarlandes, es bot eine andere Perspektive auf die gemeinsame Geschichte. Hoffentlich haben wir daraus gelernt.