Über 500 Kilometer liegen zwischen Sulzbach-Rosenberg und dem tschechischen Vsetín. Trotz der großen Entfernung fuhr auch heuer eine Delegation aus dem Altdekanat Sulzbach-Rosenberg zur Synode des ostmährischen Seniorats der Böhmischen Brüder. Lektor Achim Groth und Dekanatsfrauenbeauftragte Corinna Groth überbrachten herzliche Grüße der Dekanin und vertieften in vielen Gesprächen die seit Jahrzehnten bestehenden Kontakte.
Bei den Beratungen der Synode wurde deutlich, dass die tschechischen Partner mit denselben Herausforderungen konfrontiert sind wie die Oberpfälzer. Auch dort ist es schwierig, freiwerdende Stellen zu besetzen, und Gemeinden sowie Dekanate müssen fusionieren. Hitzig wurde auf der Synode allerdings auch diskutiert, ob das Wahlalter für den Kirchenvorstand gesenkt werden solle. Bisher haben Gemeindeglieder nämlich mit 21 das aktive und sogar erst mit 25 Jahre das passive Wahlrecht. Der Hinweis der deutschen Besucher, dass in Bayern Gemeindeglieder mit der Konfirmation, also mit 14, wahlberechtigt werden, brachte einige Synodale zum Nachdenken. Die große Mehrheit stimmte dann für eine Senkung auf 18 bzw. 21 Jahre, wie es in Tschechien auch für politische Wahlen gilt.
Lektor Achim Groth dankte den ostmährischen Partnern für die herzliche Aufnahme und überreichte Dekan Petr Vogl eine Spende.
Am Sonntag wirkte Groth bei zwei Gottesdiensten mit. Er predigte in Visovice und Jasenná. So wurde auch den Gemeindegliedern deutlich, wie wichtig den Sulzbach-Rosenbergern die Partnerschaft ist.
In Mähren, das bis 1918 zu Österreich gehörte, war die evangelische Konfession lange Zeit illegal. Trotzdem konnte der Geheimprotestantismus überleben, und als Kaiser Joseph II. 1781 das Toleranzpatent erließ, wurde auch im ostmährischen Velka Lhota ein sogenanntes Toleranzbethaus gebaut. Achim und Corinna Groth, die es zusammen mit Pfarrer Daniel Heller und Pfarrer Pavel Freitinger besuchten, waren von der schlichten Würde des Gotteshauses beeindruckt. Es ist völlig schmucklos, weil Joseph II. alle baulichen Gestaltungselemente verboten hatte, die für Kirchen typisch sind. Aber bis heute ist die Toleranzkirche ein bewegendes Zeichen für starken Glauben in schwierigen Zeiten.