Die Bürgerinitiative gegen atomare Anlagen Weiden-Neustadt lud die Öffentlichkeit zur Informationsversammlung zu den Atomausbauplänen im Nachbarland Tschechien ein. Anlass für das Treffen beim Kunstverein Weiden war die bis zum 14. Juli befristete grenzüberschreitende Öffentlichkeitsbeteiligung betreffend der Errichtung einer neuen SMR-Kernkraftanlage am Standort Tušimice mit einem bis sechs Atomkraftwerken. Der Zulauf zur Versammlung war geringer als erwartet. Was möglicherweise dem schönen Wetter geschuldet war. Aber an einer mangelnden Betroffenheit konnte das nicht liegen, so jedenfalls die Auffassung der Veranstalter.
Intensiver Austausch und die Diskussion ergaben, dass ein AKW-Bau und -Betrieb in Nordböhmen sich vielschichtig auswirken könne. Man erinnerte sich an den „Katzendreckgestank” in den 190er Jahren aus dieser Richtung. Ebenso könne über die Luft oder den Wind, auch bei Normalbetrieb, emittierte Radioaktivität in die Oberpfalz gelangen.
Auch über Eger und Elbe könnten Kontaminierungen in weite Teile des Landes getragen werden. Die Kernkraftgegner bezogen auch mögliche gefährliche Transporte strahlenden Materials und Terroranschläge in ihre Betrachtung ein. So ergab sich auch die Frage nach Vorkehrungen zum Schutz der Menschen und einer möglichen Evakuierungszone. Als Problemfelder taten sich auf: Die fragliche Eignung des Braunkohleabbaugebietes Chomutov, die mögliche Gefährdung durch Seismizität, schließlich auch die Frage nach Kompensation und Haftung für entstandene Schäden körperlicher, seelischer, materieller Art.
Kein Verständnis gab es für die Entscheidung Tschechiens, den Braunkohlestrom durch Atomstrom zu ersetzen. Der Behauptung man wolle mit Atomkraft die Klimaziele erreichen oder die Probleme der Klimakrise bewältigen, wurde entgegengehalten, dass der Bau und Betrieb von Kernkraftwerken im Gegenteil gesamtbetrachtet große Mengen an CO-2 freisetzt.
Gewichtigste Beispiele dafür: beim Uranabbau. Bei der Herstellung und bei den Transporten würden Unmengen an Beton benötigt. Atomkraft sei weder CO-2-frei noch die CO-2-ärmste Art, Energie zu erzeugen. Das könne keine Lösung für das Klima sein, hieß es. Im Gegenteil: Zu spät, zu teuer, zu schmutzig und vor allem zu riskant.
Kleine Modulare Reaktoren seien keineswegs als harmlos anzusehen. Die Versammlung kritisierte das Verfahren. Es handle sich um ein Blackbox-Verfahren, weil rechtlich erforderliche relevante Informationen fehlten. In Betrieb befindliche SMR-Reaktoren gebe es bislang noch nicht. Es fehlten realistische Vorgaben. Weder über den Reaktortyp, noch über die Sicherheitssysteme gebe es Klarheit.
Die Bürgerinitiative werde deshalb mit einer Stellungnahme und der Forderung, die Planung einzustellen und stattdessen eine verträgliche zukunftsfreundliche Energieversorgung mit dezentraler erneuerbarer Energie anzugehen, ihre Öffentlichkeitsbeteiligung wahrnehmen. Jede Einzelperson sei aufgerufen, dies auch tun. Auf der BI-Webseite www.biwaanaa.de ”Atomkraft in Tschechien” würden in Kürze allgemein verwendbare Mustereinwendungstexte zur Verfügung gestellt werden.