Nach einem Beschluss der deutschen Bischofskonferenz im Jahr 1972 feiern die katholischen Christen das Erntedankfest am ersten Sonntag im Oktober. Auch wenn es den Anschein hat, Erntedank ist ein speziell christliches Fest - weit gefehlt. In ihrem Vortrag „Christlicher und jüdischer Erntedank” in der Wallfahrtskirche St. Felix am Freitag, 10. Oktober, machte Monika Ilg deutlich, dass Erntedank wie viele andere andere christlichen Feiern auch heidnische Vorläufer hat. Gleich zu Beginn wies Ilg darauf hin, dass im Judentum Erntedank nicht wie bei uns an einem extra Festtag gefeiert wird, sondern immer in Verbindung mit einem anderen Ereignis steht. Und das nicht nur einmal, sondern zweimal, ursprünglich sogar dreimal im Jahr. Erntedank ist demnach mit einem der drei Wallfahrtsfeste verbunden, die jeweils bei der Wende zu einer neuen Jahreszeit begangen werden: Pessach, Shawuot und Sukkot. An diesen Festen pilgerte der fromme Jude immer hinauf nach Jerusalem zum Tempel. Auch Jesus reihte sich hier ein. Das achttägige Pessachfest im Frühjahr zur Zeit der Reife der Gerste mit dem Sedermahl im Mittelpunkt war nach den Worten Ilgs ursprünglich auch ein kleines Erntefest. Es erinnert an den Auszug aus Ägypten und die damit verbundene Befreiung des Volkes Israel. Das zweite jüdische Wallfahrtsfest Schawuot, das sogenannte Wochenfest, wird sieben Wochen später zur Weizenernte gefeiert. Die Bauern brachten ihre Erstlingsfrüchte im Tempel dar. „Auch wir Christen feiern acht Wochen bzw. 50 Tage nach Ostern ein Fest, nämlich Pfingsten”, erklärte die pensionierte Lehrerin. Für sie kein Zufall, denn auch Jesus feierte das Pessach, wurde gekreuzigt, war auferstanden und hat den Jüngern versprochen, dass er ihnen den Heiligen Geist schicken wird. Als frommer Jude wusste er, dass alle Jünger hundertprozentig in sieben Wochen wieder in Jerusalem sein würden, um Shawuot zu feiern. Es erinnert an den Empfang der zehn Gebote am Berg Sinai. Nachdem die Ernte eingebracht ist, feiern die Juden Sukkot, das beliebte Laubhüttenfest. Es dauert acht Tage. Viele Juden verbringen diese Zeit in möglichst selbst gezimmerten Laubhütten. Sie sollen die provisorischen Wohnstätten während der 40 Jahre dauernden Wüstenwanderung des Volkes Israel auf dem Weg von Ägypten ins gelobte Land symbolisieren. Ein wichtiges Symbol zu Sukkot ist der Gott geweihte Feststrauß. Der letzte Tag von Sukkot ist der Feiertag Hoschana Rabba. Er markiert den Beginn der Regenzeit. Nach dem verdienten Beifall der Zuhörer dankte Guardian Pater Stanislaus der Referentin mit einem Präsent für die interessanten Ausführungen.