„Stille Nacht, Alter!” – was sollte das werden? Es war ein ungewöhnliches Krippenspiel, das die Zessauer und Weihersberger Jugend beim besinnlichen Adventsabend der Vereine und Dorfgemeinschaften in der Zessauer Herz-Jesu-Kapelle darbot und das sich erst einmal selbst in Frage stellte: „Krippenspiel, Engel, Hirten – was soll'n das überhaupt?”
Doch was als Frotzelei gegen frommes Festbrauchtum anzufangen schien, entpuppte sich bald als pointierte Abrechnung in jugendgerechter Sprache mit einem Zeitgeist, der Weihnachten zum Fest des Kommerzes und „Glühweinsaufens” verkommen lässt: zu einer „Geburtstagsparty, bei der alle mitfeiern, ohne überhaupt noch das Geburtstagskind zu kennen”. Aber alles Feiern hat nur einen Sinn, wenn es aus Freude über einen Gott geschieht, der durch seine Menschwerdung in Jesus seine Nähe und Liebe zu den Menschen sinnenfällig werden ließ: Daran erinnerten auch zwei Erzählungen über Advents- und Weihnachtsbräuche.
Ob Adventskranz, Krippe, Friedenslicht, Christbaum oder Weihnachtsbescherung: Sie alle verweisen auf die Geburt Jesu, des „Geschenkes Gottes an die Menschen”, das als „Licht der Welt” Versöhnung, Hoffnung, Liebe und Frieden stiften will, und auf sein Geburtsfest, dem man vorfreudig entgegensehen soll. Wie es aussähe, wenn sich heutige Presseagenturen und Sozialbehörden der heiligen Familie und ihrer „Story” annähmen, illustrierte die fiktive Zeitungsmeldung „Säugling im Stall gefunden”: Maria und Josef wären wegen „Zweifels an ihrer Zurechnungsfähigkeit” und „sozialer Verwahrlosung” zwangstherapiert worden, die drei Weisen hätte man wegen illegaler Einreise und Einfuhr verbotener Substanzen inhaftiert.
Mit der Erzählung „Der Sternenbaum” schloss das einstündige Programm, zu dem mehrere Kinder musikalische Zwischenspiele beisteuerten. Nach diesem gelungenen Abend folgten die Besucher gern der Bitte um eine Spende für „Hilfe für Anja”, und zum Schluss traf man sich noch zum Plaudern und Schmausen im Gemeinschaftshaus.