„Sagenhaft, schaurig, schön” – unter diesem Motto entführte das Vokalensemble Auftakt sein Publikum am 8. November in der vollbesetzten Marienkirche Nabburg auf eine musikalische Reise zwischen Himmel und Hölle. Rund 130 Zuhörer erlebten ein Konzert, das Mystik, Dramatik und feine Klangkunst in eindrucksvoller Weise vereinte.
Seit 37 Jahren begeistert das Ensemble, das aus dem Abiturjahrgang 1988 hervorging, mit außergewöhnlichen Programmen. Mitgründer und Chorleiter Johannes Windisch hält die 18 Sängerinnen und Sänger mit Professionalität, Präzision und spürbarer Leidenschaft zusammen – und versteht es, „Auftakt” immer wieder von einer neuen, faszinierenden Seite zu zeigen.
Schon der Auftakt war ein Paukenschlag: Das mittelalterliche „Dies irae” von Thomas von Celano ließ mit seinem Ruf vom „Tag des Zorns” die Schatten des Jüngsten Gerichts durch die Kirche hallen – erst als gregorianischer Choral, dann in den machtvollen Vertonungen von Mozart und Süssmayr. Gänsehaut verursachte besonders das unvollendete „Lacrimosa”, das gleichsam an Mozarts eigene letzte Träne erinnerte.
Mit John Wilbyes klagendem „Weep, weep, weep, mine eyes” und dem schottischen Volkslied „Loch Lomond” wurde das Publikum in weltschmerzliche Melancholie entführt. Düster und verstörend erklang Carlo Gesualdos „Moro lasso” – Musik eines genialen Komponisten und tragischen Mörders. Einen sphärischen Gegenpol setzte Knut Nystedts Fassung von Johann Sebastian Bachs ergreifendem Choral „Komm, süßer Tod”.
Romantisch und geheimnisvoll folgte Heinrich Heines „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten” in der schlichten, aber berührenden Vertonung von Friedrich Silcher. Die alte Ballade „Es waren zwei Königskinder” erzählte in Carsten Gerlitz' Fassung von tragischer Liebe, Trennung und Tod – ein Märchen zwischen Traum und Albtraum.
Im zweiten Teil wurde es irdischer, aber nicht minder schaurig: Randy Stonehills „Shut de Do” warnte augenzwinkernd vor dem klopfenden Teufel, während Mick Jaggers „Sympathy for the Devil” als gespenstisches A-cappella-Stück für prickelnde Unruhe sorgte. An diese teuflische Versuchung schloss sich Franz Schuberts packender „Erlkönig” an – ein musikalischer Albtraum, in dem Angst, Tod und Verlockung in atemloser Dramatik verschmelzen. Den Schluss bildeten Oliver Gies' Werke „Berühmte letzte Worte” und „Festung”, die mit Witz, Tiefe und feinem Humor über das Ende und das Bleiben philosophierten.
Zum Ausklang führte Jean-Philippe Rameaus „Hymne à la nuit” sanft aus der Finsternis ins Licht. Mit „So soll es sein, so soll es bleiben” verabschiedete sich das Ensemble von seinem begeisterten Publikum – nach einem Konzert, das seinem Motto alle Ehre machte: sagenhaft, schaurig, schön.
Wer das Konzert verpasst hat oder es noch einmal erleben möchte, hat dazu Gelegenheit am Sonntag, 16. November 2025, im Foyer der Schwimmhalle in Unterköblitz (Wernberg-Köblitz). Beginn: 17:00 Uhr.